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Unbemerkte Schwangerschaft

Immer wieder werden Stimmen laut, dass es Frauen geben soll, die eine Schwangerschaft nicht oder erst sehr spät bemerken. Kann es tatsächlich sein, dass eine Frau nicht spürt, dass sie schwanger ist? Unmöglich werden viele denken, verändert sich der Körper einer Schwangeren doch maßgeblich und viele Schwangerschaftszeichen deuten bereits ganz früh auf die veränderte körperliche Situation hin. Dennoch soll es tatsächlich immer mal wieder vorkommen, dass eine bereits bestehende Schwangerschaft völlig unbemerkt bleibt und in manchen Fällen, die Frau erst bei den Wehen merkt, dass Sie ein Kind bekommt.

Warum ist das so? Wissenschaftler haben sich mit diesem doch bedeutenden Thema auseinandergesetzt und versucht Licht ins Dunkle zu bringen. Peter Rott ist einer davon, der sich mit diesem Thema beschäftigt hat und er äußert sich gegenüber der Süddeutschen Zeitung mit folgender Erkenntnis: „Es kommt gar nicht so selten vor, dass Frauen eine Schwangerschaft nicht bemerken.“ Der Gynäkologe und Psychotherapeut aus Berlin geht davon aus, dass eine unbemerkte Schwangerschaft alle 500 Schwangerschaften vorkommt. Unter „unbemerkt“ fallen für Peter Rott alle Schwangerschaften, die erst nach der 20. Woche oder später festgestellt werden. Vergleicht man dies mit den, in Deutschland, vorkommenden Drillingsgeburten, sind die „unbemerkten“ Schwangerschaften als weitaus höher einzustufen.

Gibt es einen bestimmten Frauentyp für die unbemerkte Schwangerschaft?

Nein, es gibt keine wesentlichen Anzeichen, die darauf hinweisen, dass nur bestimmte Frauen von einer unbemerkten Schwangerschaft betroffen sind. Das belegte eine, im Jahre 2001 durchgeführte, Studie an Klinikgeburten in Berlin innerhalb eines Jahres. Jens Wessel, ein Berliner Arzt und PrivFolsatdozent, stellte bei der Studie fest, dass von 27.000 Schwangeren bei 65 Frauen eine Schwangerschaft nach der 20. Woche diagnostiziert wurde.

Unter den 65 Frauen befanden sich mehr jüngere und ältere Frauen, auch Sozialhilfeempfängerinnen, doch 47 von den besagten Frauen lebten in durchaus stabilen Verhältnissen. 22 Frauen hatten einen mittleren Bildungsabschluss und sieben von den Frauen das Abitur. Bei 21 Frauen handelte es sich um die erste Schwangerschaft und viele von den Frauen hatten schon von der sogenannten „unbemerkten“ Schwangerschaft gehört.

Wie kann es sein, dass eine Frau nicht merkt, dass sie schwanger ist?

Manche Frauen verdrängen ihre Schwangerschaft regelrecht, sodass sie die Veränderungen und Zeichen tatsächlich nicht bemerken. Bei einigen Frauen findet ein Kind in der Lebensplanung keinen Platz, andere wiederum sind davon überzeugt, niemals schwanger werden zu können. Beobachtungen haben ergeben, dass es sich oft um jüngere Frauen handelt, die eine Schwangerschaft nicht spüren oder aber auch ältere Frauen, die meinen bereits in den Wechseljahren zu sein. Hier stehen ganz klar die psychischen Gründe im Vordergrund.

Bringt nicht der Schwangerschaftstest den eindeutigen Beweis?

Manchmal kann es auch vorkommen, dass ein Schwangerschaftstest ein falsches Ergebnis anzeigt. Gerade ganz am Anfang einer Schwangerschaft kann es vorkommen, dass die HCG-Konzentration im Urin noch zu niedrig ist, um die bereits bestehende Schwangerschaft zu bestätigen. Dies passiert auch häufig, wenn die Frau viel Flüssigkeit zu sich genommen hat. Ein Schwangerschaftstest ist aussagekräftiger, wenn er mit dem Morgenurin durchgeführt wird, da sich dieser Urin konzentrierter zeigt. Die Durchführung eines Schwangerschaftstests setzt aber immer voraus, dass die besagte Frau überhaupt eine Schwangerschaft in Erwägung zieht.

Können die typischen Zeichen einer Schwangerschaft übersehen werden?

Typische Schwangerschaftszeichen werden falsch gedeutet, so wird das Ausbleiben der Periode beispielsweise mit zu viel Stress in Verbindung gebracht. Bei manchen Frauen besteht die Regelblutung weiterhin, obwohl sie bereits schwanger sind. Der Arzt Jens Wessel hat für diesen Vorgang folgende Erklärung: Der komplexe Vorgang einer Schwangerschaft zeigt sich in psychischen, hormonellen und organischen Veränderungen. Verdrängt eine Frau die Möglichkeit schwanger zu sein, kann es durchaus zu weiteren Regelblutungen kommen.

Auch die Gewichtszunahme, die eine bestehende Schwangerschaft mit sich bringt, wird oft mit einer normalen Erhöhung des Gewichtes durch vermehrtes Essen erklärt. Die schließlich einsetzenden Kindsbewegungen werden oft einer starken Darmtätigkeit zugeschrieben und auftretende Wehen könnten auch Koliken sein.

Psychische Mechanismen

Laut der durchgeführten Studie von Dr. Wessel sprachen von den 65 Frauen, nur 27 Frauen davon, kein Kind gewollt zu haben. Die restlichen Frauen, die die Schwangerschaft nicht bemerkt hatten, hatten eine Schwangerschaft erst zu einem späteren Zeitpunkt geplant oder standen einer Schwangerschaft sehr zwiespältig gegenüber. Diese Frauen versuchten die Konfliktsituation, die durch die bestehende Schwangerschaft ausgelöst wurde, anders zu lösen. Dr. Wessel vertritt die Meinung: „Ein noch so großes Schutzbedürfnis vor einer Schwangerschaft wird durch ein noch größeres Bedürfnis nach einem Kind auf der unbewussten Ebene ausgehebelt.“

Als Beispiel sei der Fall einer, an Asthma leidenden, Steuerfachgehilfin zu nennen: Bei der Befragung gab diese Frau an, hätte sie von der Schwangerschaft gewusst, wäre eine Abtreibung infrage gekommen oder aber sie hätte, während der Schwangerschaft, Angst vor einem gefährlichen Asthmaanfall haben müssen. Da für sie die Schwangerschaft unbemerkt blieb, hatte sie auch keinerlei Beschwerden.

Der Frauenarzt Dr. Rott teilt die Meinung von Dr. Wessel, bezüglich der psychischen Mechanismen. Manche Frauen umgehen so die Entscheidung, ein Kind auszutragen oder abzutreiben. Er geht auch davon aus, dass distanziertere Frauen, die bestehende Konflikte nicht austragen, eher von einer unbemerkten Schwangerschaft betroffen seien. Des Weiteren unterscheidet der Mediziner zwischen einer verleugneten und verdrängten Schwangerschaft: Verdrängte Schwangerschaften basieren häufig auf starke innere Konflikte und verleugnete Schwangerschaften sind meist bewusst, wollen aber nicht wahrgenommen werden.

Einnahme der Pille während einer unbemerkten Schwangerschaft?

Wird eine Schwangerschaft verdrängt oder verleugnet, nimmt die betreffende Frau meist weiterhin die Pille als Verhütungsmittel ein. Das ungeborene Kind erleidet dadurch keinerlei Schäden.

Nikotin und Alkohol während der unbemerkten Schwangerschaft?

Es kann ganz klar gesagt werden, dass Rauchen und der Konsum von Alkohol und bestimmten Medikamenten für das ungeborene Baby gesundheitsschädlich sein können. Das Risiko einer Schädigung nimmt zu, je länger diese Gifte während der Schwangerschaft konsumiert werden. Wird ein Keimling am Anfang der Schwangerschaft stark durch Gifte aller Arten geschädigt, stellt er meist von selbst seine weitere Entwicklung ein. Auch wenn eine Schwangerschaft erst spät entdeckt wird, sollte das Rauchen und das Trinken von Alkohol sowie die Einnahme bestimmter Medikamente unterlassen werden.

Wie ist das mit der Folsäure?

Schwangeren Frauen wird empfohlen in der ersten Zeit einer Schwangerschaft, oder besser noch vor einer Schwangerschaft, Folsäure einzunehmen, da es bei einem bestehenden Mangel vorkommen kann, das sich das Zentralnervensystem des Ungeborenen nicht richtig entwickelt und bleibende Schäden zurückbleiben können. Das Vitamin ist aber auch für den neugeborenen Säugling wichtig, daher sollten Frauen, die ihre Schwangerschaft erst spät bemerken, dieses Thema beim behandelnden Frauenarzt ansprechen.

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Mutterschutz und Elterngeld bei unbemerkten Schwangerschaften?

Selbstverständlich haben auch Frauen, die ihre Schwangerschaft erst spät bemerken, ebenso Anrecht auf Mutterschutz und Elterngeld.

Das Elterngeld wird in der Regel erst nach der Geburt des Säuglings beantragt. Sollte dies vergessen worden sein, ist das noch kein Grund zur Sorge, denn das Elterngeld wird bis zu drei Monaten rückwirkend bezahlt.

Genauso verhält es sich mit der Auszahlung des Kindergeldes: Auch hier wird rückwirkend ausgezahlt – beim Kindergeld sogar bis zu einem halben Jahr.

Auch bei der Anmeldefrist der Elternzeit dürfte es keine Probleme geben: Bis zu sieben Wochen vor dem Beginn der gewünschten Elternzeit, kann diese beantragt werden.

Sind Frauen, die eine Schwangerschaft nicht bemerken, gute Mütter?

Laut Psychotherapeut Peter Rott, seien Frauen, die Ihre Schwangerschaft erst spät bemerken genauso gute Mütter, wie solche, die sich während der gesamten Schwangerschaft mit dem Kind auseinandergesetzt haben. Eine gewisse Distanzierung gegenüber des Neugeborenen sei aber hin und wieder beobachtet worden. Wird eine Schwangerschaft erst sehr spät festgestellt, verfügen die betreffenden Frauen über sehr wenig Zeit, sich an die Mutterrolle zu gewöhnen. Eine psychologische Beratung und Betreuung sei empfehlenswert, in manchen Fällen sogar unumgänglich.

Bildnachweis: © Fotowerk – Fotolia.com


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